Prokrastination

Was versteht man unter Prokrastination?

Prokrastination ist der psychologische Fachbegriff für pathologisches Aufschieben. Auch der Begriff Erledigungsblockade ist geläufig. Prokrastination bedeutet: Man schiebt die Erledigung wichtiger Aufgaben auf, obwohl man grundsätzlich dazu imstande wäre, und zwar auch dann, wenn negative Konsequenzen drohen.

Was Prokrastination nicht ist: Gelegentliches Aufschieben von zu erledigenden Dingen im Alltag, ohne dass schwerwiegende Konsequenzen drohen.


Wie häufig ist Prokrastination?

Das Phänomen ist verbreitet: etwa 20% der Bevölkerung schieben chronisch auf. Bei Studierenden liegt der Prozentsatz deutlich höher.


Wie zeigt sich Prokrastination?

Man vermeidet es, eine anstehende Aufgabe anzupacken und zu Ende zu bringen, indem man:

  • Auf eine angenehme Tätigkeit ausweicht (im Internet surfen statt lernen)
  • Andere, weniger wichtige Dinge tut (Pult aufräumen statt an der eigentlichen Aufgabe arbeiten)
  • Im Schreiben von Aufgabenlisten stecken bleibt
  • Aufgaben nicht zum Abschluss bringt

Die Vermeidungs- und Ablenkungsmanöver sind begleitet von Gedanken, die der eigenen Rechtfertigung dienen:

  • "Ich habe ja noch Zeit"
  • "Ich bin heute nicht in Stimmung"
  • "Ich arbeite viel besser unter Druck"
  • "Ich habe nur noch 1 Stunde Zeit - da lohnt es sich gar nicht anzufangen"

Was sind die Gründe für das Aufschieben?

Menschen schieben aus den unterschiedlichsten Gründen auf, z.B. weil sie sich die Aufgabe nicht zutrauen, weil sie ihre Stimmung schlecht regulieren können, weil innere Konflikte mit der Aufgabe verbunden sind, aus Ängsten vor Bewertung, Beschämung, Scheitern oder auch Erfolg, weil sie perfektionistisch sind, sich nicht entscheiden können, sich mit dem Ziel nicht identifizieren können, von falschen Grundannahmen ausgehen, weil Erfolg-Haben nicht zu ihrem Selbstkonzept gehört und weil sie nicht gelernt haben, zu planen und zu strukturieren.


Welches sind die Folgen?

Die Folgen sind vielfältig: Scham- und Schuldgefühle, Ängste, Selbstvorwürfe, Bedrücktheit, geringes Selbstvertrauen, auch körperliche Stressempfindungen, Nervosität, Schlafstörungen usw. Das Verhalten belastet private und berufliche Beziehungen und kann zu spürbaren Konsequenzen in Ausbildung, Beruf und Karriere, Finanzen und Gesundheit führen.

Wird das Aufschieben flächendeckend betrieben, werden also in vielen Bereichen Dinge auf später verschoben statt abgearbeitet, kann ein Zustand entstehen, der so chaotisch ist, dass er an ein Messie-Syndrom erinnert.


Wie sieht professionelle Hilfe bei Prokrastination aus?

Zuerst wird sorgfältig abgeklärt, ob hinter dem Aufschiebeverhalten etwas anderes steckt, etwa eine Depression.

Zur Beratung bzw. Therapie gehören dann in der Regel folgende Elemente: Ziele und Motive klären, Ängste und Konflikte verstehen und auflösen, Fehlannahmen durch realistische Einschätzungen ersetzen, Umgang mit negativen Stimmungen und Gefühlen verbessern, realistische Arbeitspläne erstellen, Selbstvorwürfe und Selbstentwertung durch eine wohlwollendere Haltung ersetzen.